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Beobachtungsbericht zum Forum: Zwischen Selbstwerdung und Normierung – Christentum und Islam im Spannungsfeld von Geschlecht, Körper und Sexualität

Magdalena Kopf behandelt das Thema der Leib-Seele-Diskussion im Verhältnis von Christentum und Islam. Sie fasst ein Forum zusammen, in dem die Referentinnen Claudia Jahnel und Mira Sievers Vorträge zur Dekonstruktion des Leib-Seele-Dualismus hielten.

Jahnel stellt den Leibbegriff in den Mittelpunkt und plädiert für eine Neubewertung des Fleischbegriffs. Indem sie exegetisch Joh 1,14 auslegt, deutet sie die Fleischwerdung Gottes positiv als „Im-Fleisch-Wohnen“. Damit kann der Körper als „Erkenntnisort“ betrachtet werden. Zudem befreit dieser Ansatz Sexualität aus einer Verengung auf Fortpflanzung. Sievers analysiert dagegen die Begriffe „nafs“ und „rūḥ“ im Koran und übersetzt sie mit „Seele“. In der Schöpfungstheologie sei die Seele göttlicher Lebensatem. Ob die Seele körperlich sei, wurde kontrovers diskutiert. Sievers plädiert für „Person“ als Übersetzung, da dies die Personalität betone.

In der Diskussion wurde deutlich, dass Augustinus‘ Körperfeindlichkeit Christentum und Islam geprägt habe. Jedoch gab es auch mystische Strömungen mit einer positiven Sicht auf den Körper. Heute könne der Fokus auf die Verletzbarkeit des Körpers helfen, reduktionistische Auffassungen zu überwinden.

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