Danijel Cubelic befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt und dem Islam. Er zeigt auf, dass in vielen mehrheitlich muslimisch geprägten Gesellschaften die staatliche und nicht-staatliche Verfolgung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zunehme. Als Begründung wird oft der Islam angeführt, der angeblich eine Vielfalt von Geschlecht und Lebensformen jenseits heteronormativer Geschlechterordnungen ablehne. Dieser Position stehe aber gegenüber, dass ein differenzierter Blick auf die Geschichte zeige, dass in der vormodernen islamischen Welt durchaus Raum für Homosexualität und geschlechtliche Vielfalt bestand. Er verweist beispielsweise auf eine blühende Kultur homoerotischer Dichtung und darauf, dass das islamische Recht zwar den penetrativen Analverkehr zwischen Männern verbot, andere Formen der Intimität aber großzügiger behandelte. Erst mit dem Kolonialismus habe eine „Heteronormalisierung“ der islamischen Welt stattgefunden, als muslimische Eliten europäische Moralvorstellungen übernahmen. Daher plädiert er für eine Historisierung des Verhältnisses von Islam und sexueller Vielfalt, die es ermögliche, essentialistische Zuschreibungen zu überwinden. Seine Forschung wird von neuen Strömungen des muslimischen LSBTIQ*-Aktivismus aufgegriffen, um die Vereinbarkeit von religiösen und queeren Identitäten aufzuzeigen.
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