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Beobachterinnenbericht zum Forum: Geschlechterordnungen und Geschlechterdifferenz

Agata S. Nalborczyk behandelt das Thema der feministischen Exegese von Bibel und Koran sowie die praktische Umsetzung der Geschlechtergerechtigkeit in christlichen und muslimischen Gemeinschaften. Sie zeigt auf, dass Frauen erst seit dem 20. Jahrhundert Zugang zur Exegese der Heiligen Schriften erlangt haben und eine weibliche Perspektive in die Auslegung einbringen. Laut Nalborczyk ist die männliche Sichtweise oft blind für Aspekte, die Frauen in den Texten erkennen.

Ein zentrales Argument ist, dass sowohl Bibel als auch Koran in einem patriarchalen Kontext entstanden sind, aber emanzipatorisches Potenzial enthalten. Die feministische Theologie arbeitet dieses Potenzial heraus, kritisiert männliche Deutungshoheit und Machtstrukturen. Sie zeigt auf, dass Gott kein Geschlecht habe und für Frauen sorge. Dabei betont sie, der Koran schreibe Frauen einen besonderen Wert zu.

Am Beispiel von Amina Wadud, die als erste Frau ein Freitagsgebet mit Predigt für eine gemischte Gemeinde hielt, veranschaulicht Nalborczyk, wie sich Erkenntnisse der feministischen Theologie in die Praxis umsetzen lassen. Der christlich-muslimische Dialog könne helfen, patriarchale Strukturen aufzubrechen. Abschließend konstatiert Nalborczyk, dass auf symbolischer und praktischer Ebene noch viel zu tun sei, die Angleichung der Geschlechterverhältnisse sei bisher ungelöst.

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