„Die da – wir hier“: Anmerkungen zu rhetorischen Strategien der Rechten – und zu einem Gegenbeispiel

Den Rhetoriken und Sprachwelten heutiger Rechtspopulisten widmet sich Prof. Heinrich Detering (Göttingen) in seinem Eröffnungsvortrag zur Jahrestagung des Theologischen Forums Christentum – Islam 2022 („Rechtspopulismus und Religion. Herausforderungen für Christentum und Islam“).

Um diese zu verstehen, seien die Analysen Viktor Klemperers (1880-1960) immer noch von hohem Erkenntniswert. Man könne aus diesen lernen, dass die Hinwendung zu Satzbau, Wortwahl und Performanz rechtspopulistischer Aussagen den Blick für die damit zum Ausdruck gebrachte Ideologie schärfe. Detering stellt dies an verschiedenen Beispielen dar. Die zentrale Denkfigur sei dabei „Suggestion eines unüberbrückbaren, notwendig feindlichen Gegensatzes zwischen einer geschlossenen und homogenen Gruppe der Eigenen und einer ebenso geschlossenen und homogenen Gruppe der Anderen: ‚wir hier‘ gegen ‚die da‘.“ Diese Feindgruppe werde beispielsweise in Reden der AfD „mehr oder weniger umstandslos mit ‚dem‘ Islam identifiziert“.

Gegen dieses Narrativ setzt Detering, dass die Befassung mit dem Islam so wesentlich zur deutschen Literatur zähle, dass bereits Goethe auf „eine ganze Bibliothek deutscher Islam-Kenntnisse zurückgreifen“ konnte. Es bleibt zum Abschluss die Frage: „Was macht alle gesellschaftlichen Gruppen und die Verbindung von uns aus?“ Detering verweist dazu mit Jacob Grimm auf die deutsche Sprache, die mit all dem, was in dieser Sprache geschrieben und gedacht worden ist, „unendlich mehr“ enthalte, als man auf den ersten Blick ersehe.

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