Figurationen der Bani Israil im Koran und antisemitische Usurpation

Antisemitismus bedient sich bei hergebrachten und neuen Verschwörungsmythen und nimmt vielfältige Formen an, von plumper Hetze bis zum populären Rap. Was kann man diesem aktuellen Antisemitismus entgegensetzen?

Im Rahmen der Tagung „Alte Feindbilder in neuem Gewand. Antisemitische Verschwörungsmythen und was man ihnen entgegensetzen kann“ ging Professor Dr. Amir Dziri von der Universität Fribourg der Frage nach, inwiefern das Phänomen des muslimischen Antisemitismus theologisch verankert sei und fragte: „Ist ein von Muslimen betriebener Antisemitismus eine zwingende Konsequenz islamischer Religiosität?“ Er untersuchte ein Werk des ägyptischen Gelehrten Muḥammad Sayyid aṭ-Ṭanṭāwī (1928-2010), das eines der wirkmächtigsten Werke antisemitischer Haltung aus der Feder eines muslimischen Autors der letzten Jahrzehnte sei. aṭ-Ṭanṭāwī war von 1986 bis 1996 äygptischer Großmufti und von 1996 bis 2010 Scheich der al-Azhar, der wichtigsten internationalen Lehrinstitution des sunnitischen Islam. Problematisch für jüdisch-muslimische Beziehungen seien hier gerade Vorannahmen, die als muslimische Position präsentiert werden, jedoch nicht zwingend der islamisch-normativen Tradition entsprechen. Sein Fazit: „Die Adressierung von Juden aus muslimischer Perspektive ist keine notwendig polemische und abschätzige“. Vielmehr plädiert er dafür, die familiäre Nähe von JüdInnen und MuslimInnen als Abkömmlinge Abrahams als „Gemeinschaft von Glaubensgemeinschaften“ neu zu entdecken.

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