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Religion und Rechtspopulismus

Murat Kayman argumentiert, dass rechtspopulistische Bewegungen in Europa eine exklusive „Wir-Gruppe“ konstruieren, die sich von als minderwertig markierten „Ihr-Gruppen“ abgrenzt. Laut Kayman funktionieren auch Religionen als Instrumente der Identitätsstiftung durch Abgrenzung, wie die Religionskriege zeigten. Dennoch sieht er Potenzial, dass Religionen eine Gegenposition zum Rechtspopulismus formulieren können. Kayman analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Religion und Demokratie und zeigt am Beispiel der Präsidentschaftswahl in der Türkei auf, wie sich auch muslimische Gemeinschaften für antidemokratische Kräfte instrumentalisieren lassen. Er kritisiert, dass sich in Deutschland keine breite Allianz gegen Rechtspopulismus bildet und demokratische Parteien selbst Elemente davon übernehmen. Kayman wendet sich gegen Vorstellungen einer notwendigen gesellschaftlichen Homogenität als Antwort auf Pluralität und argumentiert für die Stärkung einer pluralistischen Demokratie. Abschließend sieht er die Religionen in der Pflicht, intolerante Tendenzen in den eigenen Reihen zu überwinden: „Die Religionsgemeinschaften müssen sich der Frage stellen, wie sie vor dem Hintergrund des globalen Erstarkens rechtspopulistischer Argumente ein Verständnis von Gläubigkeit formulieren und vorleben, das substanziell mit gelebter sozialer Anteilnahme und Verantwortung für die gesamte pluralistische Gesellschaft zu tun hat.“

Das Video zur Abschlussdiskussion der Forumstagung zu „Rechtspopulismus und Religion“ finden Sie hier.

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