Wendepunkte im Leben des Menschen begleiten, die Möglichkeit zum Gespräch anbieten und Gott als eine Deutungsmöglichkeit des eigenen Lebens in den Blick bringen – damit sind einige Dimensionen dessen beschrieben, was in Christentum und Islam heute unter Seelsorge verstanden wird. Während der Begriff der Seele, seine Implikationen und Tragfähigkeit in Theologie und Philosophie diskutiert werden, ist mit dem Begriff der Seelsorge eine konkrete Form der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben im dialogischen Miteinander beschrieben.

Welche Verständnisweisen prägen christliche und muslimische Seelsorge? Im Blick auf säkulare Angebote im Feld „Spiritual Care“ kann gefragt werden, was religiös verortete Seelsorge aus der Auseinandersetzung mit ihnen lernen kann und wo der religiöse Zugang wertvolle Spezifika einbringt.

Seelsorge kann ein Ort sein, an dem Christentum und Islam mitten in der Gesellschaft wirken. Dabei erreichen sie teilweise auch religiös anderweitig, nicht eindeutig oder fest verankerte Menschen . Diskutiert wird, mit welcher Sprache und an welchen Orten dies geschehen kann. Schließlich stellen sich gegenwärtig Fragen der strukturellen Verankerung muslimischer Seelsorge in Krankenhäusern, Gefängnissen, Schulen oder an anderen Orten, der interreligiösen Öffnung bestehender Strukturen und der Zusammenarbeit. Mit neuen praxisorientierten Studiengängen an den Hochschulstandorten der Islamischen Theologie und mit neuen Ausbildungsprogrammen und Institutionen gewinnt auch das interreligiöse Gespräch über Seelsorge und Wohlfahrtsarbeit an Dynamik.