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Die Macht der Unterscheidung. Gibt es nicht-westliche Grundlagen der Säkularität?

Der Aufsatz „Die Macht der Unterscheidung – Gibt es nicht-westliche Grundlagen der Säkularität?“ von Monika Wohlrab-Sahr setzt sich kritisch mit gängigen Vorstellungen auseinander, die Säkularität als spezifisch westliches Phänomen betrachten.

Wohlrab-Sahr konstatiert, dass Säkularität und Religion heute nebeneinander stehen und die Grenzziehung zwischen beiden zunehmend unklar wird. Kritiker würden jedoch Säkularität als westlichen Sonderweg sehen, der seine Wurzeln in der abendländischen Theologie und Philosophie habe. Zudem sei Säkularität über Kolonialismus und Imperialismus der nicht-westlichen Welt aufgezwungen worden.

Dagegen plädiert die Autorin für eine globale Vergleichsperspektive, die nach möglichen Entsprechungen und indigenen Vorformen von Säkularität fragt, ohne diese Gleichsetzung von vornherein vorauszusetzen. Mittels Beispielen aus der islamischen Welt und Japan zeigt sie auf, dass es durchaus vormoderne Differenzierungen gab, die strukturelle Ähnlichkeiten zur abendländischen Unterscheidung von Religiösem und Säkularem aufweisen. Diese bilden mögliche „Anschlussstellen“ für die Rezeption westlicher Konzepte.

Wohlrab-Sahr warnt davor, als Wissenschaftler „unfreiwillige Komplizen von Identitätspolitik“ zu werden. Statt essentialisierender Kulturkritik plädiert sie für einen „Universalismus methodischer und theoretischer Zugänge“, der nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden fragt. Abschließend fasst sie zusammen, dass es den Sozialwissenschaften, nur durch Suche nach Differenzierungen in nicht-europäischen Gesellschaften, gelingen kann nicht zu unfreiwilligen Komplizen von Identitätspolitik zu werden.“

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