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Sex, Gender und die Ambiguität des Korans

Lana Sirri setzt sich mit der Frage auseinander, wie der Islam Geschlechterrollen und -identitäten konstruiert. Sie zeigt auf, dass traditionelle Auslegungen des Koran oft benutzt werden, um die Dominanz der Männer und Unterordnung der Frauen zu rechtfertigen. Islamische Feministinnen wie Amina Wadud argumentieren jedoch, dass eine linguistische Analyse zeigt, dass der Koran die Gleichheit der Geschlechter als Wert vertritt. Sirri geht noch einen Schritt weiter und fragt, was passiert, wenn man den Fokus von den Beziehungen zwischen Männern und Frauen auf die (De-)Konstruktion dieser Kategorien selbst legt.

Sirri zeigt, dass im mittelalterlichen Islam durchaus diskutiert wurde, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt. Der Umgang mit Hermaphroditen („ḫunṯā“) und effeminierten Männern („Hit“) stellte die klare Trennung von männlich und weiblich infrage. Sie zitiert die zeitgenössische Koran-Exegetin Olfa Youssef, die Sure 49,13 dahingehend deutet, dass jeder Mensch maskuline und feminine Anteile in sich trägt. Solche nicht-binären Beispiele aus der Geschichte „brechen die Geschlechts- und Genderkategorien auf“ und eröffnen Möglichkeiten der Inklusion für heute lebende Muslim*innen. Insgesamt plädiert Sirri dafür, Geschlecht und Gender nicht essentialistisch, sondern intersektional zu denken.

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